Neue Lebensmodelle – seniorenfreundlich?
1. Mai 2015- Mein Tag im Lebensgarten – Impressionen von Steyerberg
Als ich vor vielen Jahren von der spirituellen Community „Lebensgarten Steyerberg“ hörte, nahm ich an, dass es sich hierbei um eine Art Ashram handelte, wo weltfremde Aussteiger sich um irgendeinen selbsternannten Guru tummelten. Dennoch fand ich die Idee mit Gleichgesinnten in Gemeinschaft zu leben an sich recht interessant. Die Zeit, diesen Ort persönlich in Augenschein zu nehmen, war noch nicht gekommen. Heute im fortgeschrittenen Lebensalter stellt sich mir und sicher vielen anderen Menschen in der 2. Lebenshälfte jedoch die Frage, wie man im Alter leben und wohnen möchte. Die wenigsten von uns möchten gern im Altenheim enden oder vertrauen darauf, von ihren Kindern versorgt zu werden.
Die Augen verschließen und einfach nur abzuwarten, ist auch nicht die Lösung, wenn wir nicht in einem hilflosen Zustand und sogar fremdbestimmt untergebracht werden möchten. In unserer Jugend haben wir für unsere Autonomie gekämpft und gerungen, warum sollten wir sie also im Alter aufgeben? Deshalb habe ich mich auf die Suche nach Alternativen begeben, nach Lebensräumen, die mir persönlich entsprechen.
Die 1. Etappe dieser Suche hat mich dann doch noch in den Lebensgarten Steyerberg geführt, da eine Freundin kürzlich dort eingezogen ist. Bei diesem Besuch begegnete ich einer offenen Gemeinschaft auf hohem Niveau, die herzliche Einfachheit macht sie, spirituell gesehen, fast schon elitär. Keine Gurus, Führer oder andere Leithammel… reine Basisdemokratie mit natürlichen Konflikten & Wachstumsprozessen.Offenheit, Mitgefühl & Zugewandtheit sind mir hier unaufdringlich begegnet.Alles dreht sich um die eigene Mitte – der Weg zu sich führt über den anderen…Kein „Ich“ ohne „Du“.
Die genauen Ziele, Visionen und Beschreibungen des Lebensgartens Steyerberg e.V. sind auf der Homepage bestens beschrieben. Deshalb möchte ich hier nur meine Wahrnehmung als Besucherin als Anregung weitergeben.
Besonders beeindruckt hat mich vor allem die freie Geisteshaltung, die gleichberechtigt allen Religionen und Philosophien ihren Raum gibt. Die kleine Kapelle ist ein zentraler Ort der Stille, in der in friedlicher Eintracht jeder Glauben geehrt wird und ein Gefühl von Verbundenheit mit ALLEM vermittelt. Auch die verstorben Mitglieder der Gemeinschaft haben an diesem kontemplativen Ort ihren Platz des Gedenkens; Fotos und andere Erinnerungsstücke erzählen ihre Geschichten.
Im Lebensgarten ist Wachstum auf vielen Gebieten sichtbar. Vor allem das Aufwachsen der Lebensgarten -Kinder gibt jungen Eltern viel Freiraum und Unterstützung im Schutz der Gemeinschaft. Kinder haben hier die Chance wirklich natürlich groß zu werden, ebenso wie Ältere gelassen und sicher ihre letzten Lebensphasen genießen können. Den „sozialen Tod“ gibt es hier nicht.
Perspektivenwechsel….
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Individualität & Freiheit werden im Lebensgarten groß geschrieben. Raum- Zeit & Interesse für vielfältige, aktive Lebensgestaltung
Alles neu macht der Mai…so ist der Abschied von der Community auch gleich ein Neubeginn für mich: die erste Etappe einer Reise zu alternativen Lebensmodellen, die für unsere kommende Altengeneration viel erstrebenswerter sind als jedes Seniorenheim!
Gabriele Richter